Anamarnas Prophezeiung: Das Orakel (German Edition) by Jutta Ahrens

Anamarnas Prophezeiung: Das Orakel (German Edition) by Jutta Ahrens

Autor:Jutta Ahrens [Ahrens, Jutta]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9781310516443
veröffentlicht: 2015-03-10T23:00:00+00:00


22

Rynn, der alte Fischer, lebte auf dem Altenteil seines Sohnes. Er bewohnte eine kleine Kammer, die er sein Gefängnis nannte. Er hielt sich nur zum Schlafen dort auf. Gegen Mittag tauchte er zum Essen im Haupthaus auf. In der übrigen Zeit sah man ihn durch die Gegend schlurfen und am liebsten in Richtung Bierquelle, denn Rynn brauchte Leute um sich herum, um seine Geschichten zum Besten zu geben und dabei das eine oder andere Bierchen oder ein kleines Abendbrot zu erschnorren.

Im Gasthaus mochte Aryon den Alten nicht aufsuchen; er wollte keine Aufmerksamkeit. Deshalb passte er ihn nach dem Mittagessen auf einem Feldweg ab. Als Rynn ihn unter der Kapuze erkannte, glitt ein verschmitztes Lächeln über sein faltiges Gesicht, denn Aryon hatte sich stets großzügig verhalten. »Willst du mir Gesellschaft leisten?«, begrüßte er ihn freudig. »Zufällig führt mich mein Weg zur Bierquelle. Komm doch mit. Ich muss die Kohlsuppe mit einem kühlen Bier hinunterspülen.«

»Ja, ich möchte dich sprechen«, sagte Aryon. »Aber unter vier Augen. Lass uns zu dem verlassenen Schafstall gehen.«

»Dem das halbe Dach fehlt? Wozu denn das?«

»Weil ich ungestört mit dir reden möchte.«

»Oh, wie geheimnisvoll. Und damit beehrst du den alten Rynn? Was hätte ich dir schon groß zu sagen?«

»Du kannst es dir schon denken.«

Rynn nickte bedächtig. »Es geht um den Vogelmann, nicht wahr?«

»Ja.« Aryon sah sich immer wieder um und schlug eine schnellere Gangart an.

Rynn war über Aryons Vertrauen geehrt, aber im Schafstall gab es kein Bier. Deshalb entgegnete er mürrisch: »Hetz nicht wie ein Hirsch, ich bin ein alter Mann.«

Aryons Gedanken waren nicht bei Rynn gewesen, doch jetzt drehte er sich zu ihm um. Er ging auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Es dauert nicht lange. Danach kannst du zur Bierquelle gehen. Ich gebe dir zwei Silberstücke, dafür kannst du dir viele Biere kaufen.«

Da hellte sich Rynns Miene schlagartig auf, und er konnte plötzlich auch schneller laufen.

Im Schafstall nahmen sie auf zwei halb verrotteten Kisten Platz. »Rynn«, begann Aryon. »Ich muss Kelmaran verlassen, aber mein Vater würde mich nicht gehen lassen. Bitte geh du zu ihm und sag, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht. Ich gehe fort, um den Vogelmann zu jagen, und komme nicht zurück, bis ich ihn gefangen oder getötet habe.«

Rynn nickte. »Das habe ich mir schon gedacht. Du bist ein starker und tapferer Bursche. Es wird dir gelingen. Dir oder keinem. Du kannst dich auf mich verlassen.«

»Danke. Und noch eins: Du hast an der Küste gelebt, bist also weiter herumgekommen als ich. Wo finde ich Menschen, die …« Aryon fiel es sichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. »Menschen, die eine schwarze Seele haben, die Verbrechen begehen, die niemand leiden kann.«

Rynn runzelte die Brauen. So eine Frage hatte er nicht erwartet. »Du meinst, Menschen wie den Vogelmann?«

»Ja, so ähnlich. Menschen eben, die niemand vermissen würde.«

»Was willst du von solchen Menschen?«

»Na, ich dachte, ich kann dem Vogelmann eine Falle stellen«, wich Aryon aus.

»Schlechte Menschen gibt es überall«, brummte Rynn. »Aber die richtigen Schurken wirst du wohl in Kerkern finden. Auf Yohleks Burg in Sachlardan sollen einige Bösewichte in finsteren Verliesen eingesperrt sein.



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